Geschichten erzählen mit Fotos – Teil 1
Ein gutes Foto – was genau bedeutet das überhaupt?
Ein gutes Foto sollte handwerklich gut sein. Und ja, das stimmt auch. Denn die Fotografie ist ein Handwerk und ein technisch einwandfreies Foto sollte natürlich auch immer angestrebt werden.
Aber Technik ist nicht alles. Kennt ihr das?
Das perfekte Foto, welches nicht perfekt ist? Es gibt handwerklich perfekt umgesetzte Fotos die einfach langweilig sind. Wieso?
Technik allein macht noch kein gutes Foto aus, sondern vor allem auch die Idee.
Gerade in der Fantasy Fotografie ist diese das wichtigste. Damit ist nicht nur Makeup und ein schönes Outfit gemeint, sondern vor allem die Emotionen, die wir mit unseren Fotos an die Betrachter bringen wollen.
Welche Gefühle möchten wir bei auslösen? Welche Gefühle empfinden wir selber beim fotografieren und bearbeiten?
Was geht uns gerade durch den Kopf?
Auch negative Gefühle und Emotionen können ein Bild eindrucksvoller machen. So ist zum Beispiel Trauer und Melancholie häufig ein Thema meiner Selbst-Porträts.
Ich bin kein andauernd trauriger Mensch, aber ich verarbeite gerne Gefühle in meinen Fotos und zeige damit auch, dass es okay ist, so zu empfinden. Es ist okay, wenn wir mal keinen guten Tag haben, wenn wir frustriert sind, wütend oder enttäuscht.
Was ist wichtig, wenn man Geschichten erzählen möchte?
- Die Location – wo findet die Geschichte statt?
- Outfits/Kostüme – was trägt mein Protagonist? Ist er arm? Oder reich? Wie ist seine Vorgeschichte? Was ist sein Umfeld?
- Makeup – ist es für mein Thema notwendig? Wenn ja, wieso? Was genau erzählt es, welche Idee steckt dahinter? Eine zarte Fee, die ein Buch liest wird wohl kaum Kriegsbemalung tragen usw.
- Farben – Farben transportieren auch Emotionen. Wollen wir ein verträumtes und warmes Bild – dann passen warme und intensive Farben! Oder was zartes, zerbrechliches – Pastellfarben oder stark entsättigt; Oder Stärke zeigen – eher kühle und kräftige Farben.
- deine eigenen Gefühle! Was geht dir aktuell im Kopf vor? Bist du frustriert, enttäuscht? Oder wütend? Verliebt oder glücklich? Absolut fasziniert von einer Serie oder Film? Schreib dir deine Gefühlswelt auf und überlege dir, wie du diese Emotionen in einer Geschichte umsetzen kannst
- Licht – Licht erzeugt auf Fotos ebenfalls eine Stimmung. Haben wir davon wenig wirkt ein Foto düsterer, melancholischer oder geheimnisvoller. Ein sehr helles Foto wirkt zart, verspielt, freundlich. Passt die gewählte Lichtsituation zu unserem Thema?
Foto-Thema Nostalgie
Bei diesem Thema habe ich mit meiner Fotogruppe „Die Fotofeen“ auf Instagram ein Monatsthema vorgegeben, welches jeder umsetzen kann. Die Idee dahinter ist es eine kleine Challenge zu machen, bei denen andere kreativ werden können.
Falls euch auch die Ergebnisse der anderen interessieren dann schaut mal beim Hashtag #diefotofeen rein 🙂
Im Oktober und November habe ich einige spanische Serien verschlungen, unter anderem „Grand Hotel“ und ich liebe das Zeitalter in dem die Serie spielt. Diese Inspiration nutzte ich für mein Thema „Nostalgie“.
Ich schaute mir Makeup und Haar Tutorials im Internet an und stellte diese auf meine Art nach. Das Outfit war auch recht schnell aus meinem Fundus zusammen gestellt.
Es ging gar nicht darum das Thema authentisch umzusetzen, sondern nur die Gefühle, die ich empfand.
Falls ihr also mal nicht das perfekte Model und Outfit habt, dann probiert es trotzdem! Nicht das Äußere zählt, sondern das Innere, auch bei Fotos.
Nostalgie umschreibt die Sehnsucht nach dem Vergangenen. Das kann etwas aus unserem Leben oder aus der Vergangenheit sein, zB eben auch die Sehnsucht nach alten Zeiten.
Das alte Buch hatte ich noch von meiner lieben Freundin Sabrina geliehen und es passte perfekt.
Die Idee:
Eine junge Frau, gekleidet wie in 1900, ist an einem kalten und grauen Herbst-Tag draußen unterwegs. Sie hat ein altes zerfleddertes Buch in den Händen und vertrocknete Rosen.
Wieso sind sowohl die Rosen als auch das Buch so alt und kaputt? Sie weint, die Gefühle scheinen sie zu überwältigen.
Die Geschichte:
„Es war ein grauer und verregneter November Tag, der 15.11.1906.
Ich erinnerte mich so genau an diesen Tag, denn es war der 5.Todestag meines geliebten Mannes.
Er schenkte mir dieses Märchenbuch zu unserer Hochzeit, es gehörte zuvor seiner Mutter. Ich liebte es und las es gemeinsam mit ihm jede Woche mindestens einmal.
Ich vermisste ihn so sehr ! Wie hätte ich je den Schmerz überwinden können? Die Rosen aus unserem Hochzeitsstrauß bewahrte ich auf.
Ich wollte endlich loslassen. Vergessen. Ich nahm das Buch und die Rosen mit. Ich wollte raus, und mit allem abschließen.
Aber kann man Schmerzen vergessen? Gehören diese nicht zu uns, prägen uns und machen uns zu denen, die wir heute sind?
Ich ging raus, weil ich das alles hinter mir lassen wollte.
Ich weinte.
Ich erkannte, dass ich es gar nicht hinter mir lassen musste. Es gab einen Ausweg.
Er würde für immer an meiner Seite bleiben. Wehmütig schaute ich ein letztes Mal in das Buch und schloss es. Ich würde die Gefühle in mir behalten, aber nicht als Trauer, sondern als wunderschöne und einzigartige Erinnerung an einen Menschen, den ich immer noch liebe, und der auf ewig in meinem Herzen bleiben wird.“
Von der Planung bis hin zu den fertigen Fotos vergingen 2 Tage. Am ersten Tag plante ich alles und legte mir das Outfit raus. Den Tag darauf machte ich die Fotos, das dauerte maximal 30 Minuten (es war wirklich sehr kalt an dem Tag). Die Bearbeitung dauerte auch nicht länger als 1h. Also alles in allem war das Thema in ca. 3h komplett fertig umgesetzt.
Ihr seht, es muss nicht immer ein furchtbar aufwendiges Konzept sein. Manche Themen werden länger geplant und erfordern ein gesamtes Team, andere Konzepte lassen sich schnell und einfach umsetzen. Wichtig ist es nur, aktiv zu werden!
Falls ihr ebenfalls aktiv werden wollt und euch kreativ austoben wollt, dann macht beim Dezember-Foto Motto mit und erstellt ein Foto zum Thema „Winterzeit“. Wenn ihr es teilt benutzt den Hashtag #diefotofeen 🙂
Lasst mir gerne ein Feedback da, ob euch der Blog gefallen hat – es gibt für Teil 2 und Teil 3 noch genug Ideen und noch einige weitere großartige Serien, die ich mit euch teilen kann <3
2 Comments
Tanja
Oh schön, dass du das Thema der Fotofeen hier teilst, und auch andere unter dem Hashtag mitmachen können!
Das macht das Ganze doch noch spannender!
Ich finde es so toll zu sehen, was so ein Wort für Geschichten in Ihre Köpfe zaubern und wie das dann am Ende in einem Bild ausschaut ?
Vielen Dank für deine große Mühe, die du dir mit dem Adventskalender machst ??
Euch allen noch einen wunderschönen 3. Advent und ganz viel Spaß beim kreativen umsetzen der „Winterzeit“
❄️ ? ?
Liebe Grüße, Tanja
Natalia
Vielen Dank Tanja <3
Tatsächlich lässt sich sowas auch unheimlich gut trainieren, Kreativität ist da eigentlich fast wie ein Muskel ^^
Und ich freue mich einfach sehr über den Austausch in unserer kleinen Gruppe, und jeder für sich ist kreativ und erschafft einzigartige Werke, wie du mit deinen wundervollen Natur Detail-Aufnahmen <3